Wie umgehen, mit der AfD fragte vor kurzem auch Dirk Kurbjuweit im Spiegel? Eine Frage mit der Journalisten seit Jahren ringen, und das immer schon mit dem Vorsatz, bloß keine Normalisierung zuzulassen. Indem man sie auf diese Weise immer besonders behandelt hat, hat man sie allerdings auch zu etwas Besonderem gemacht, um das man sich ganz besonders kümmert – dauernd. Kein Tag und so gut wie kein Artikel mehr bei dem die AfD nicht mindestens im Hintergrund mitläuft. Themensetzung und Diskursausrichtung orientieren sich beinahe durchgehend daran. Mit dem Ergebnis: Man hat die Besonderheit normalisiert. Die Allgegenwart der AfD ist zu einer Normalität geworden, die durch Sonderbehandlung nur an Attraktivität gewinnt. In den Niederungen der langweiligen Normalität, wie sie alle anderen irgendwann einholt, kommt die Partei so niemals an. Der Umgang mit der AfD ist obsessiv geworden, was reichlich Wasser auf ihre Mühlen schwemmt.
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Marktwirtschaft oder Solidarität?
– gegengelesen –
Ivan Krastev: Europadämmerung (Teil 4)

Osteuropäer lehnten den Kosmopolitismus und Multikulturalismus ab, wogegen Westeuropäer beides begrüßten, meint Ivan Krastev. Er sieht hier einen Spalt mitten durch Europa gehen und tut dabei so, als gäbe es im Westen keine Gegenbewegungen, keinen Front National oder Brexit. Statt dessen betont er den Unterschied zwischen Ost und West. Doch verhalten sich die Osteuropäer tatsächlich so anders? Erstaunt es wirklich, dass sie die lange vorenthaltene Reisefreiheit schätzen, um sie zu eben jener Wirtschaftsmigration zu nutzen, die sie anderen verweigern wollen? Reagieren sie damit letztlich nicht wie alle anderen auch?
Sie wollen Vorteile genießen und fürchten Nachteile. Sie verlangen nach Perspektive, ohne aber gleichzeitig das Erreichte riskieren zu wollen. Was soll daran ungewöhnlich sein? Marktwirtschaft oder Solidarität? weiterlesen
Fördert Liberalismus Migration?
– gegengelesen –
Ivan Krastev: Europadämmerung (Teil 3)

Ivan Krastevs Blick geht über die EU hinaus. Nicht nur innerhalb ihrer Grenzen, sondern auch außerhalb setzt sie seiner Ansicht nach auf eine Entwicklung hin zu mehr Demokratie und Toleranz. Zweifelsohne würde man aus europäischer Sicht demokratische Tendenzen weltweit begrüßen. Allerdings bildete sie von Beginn an vor allem ein bewusstes Gegengewicht zu den undemokratischen Systemen, wie sie damals auch in Europa noch zahlreich waren. Wenn schon versteht sich die EU nicht als Wette auf eine demokratische Zukunft, sondern als Bollwerk gegen Diktaturen. Fördert Liberalismus Migration? weiterlesen