Schlagwort-Archive: Journalismus

Die Verantwortungslosigkeit kehrt zurück

Was für eine Abfolge! Jahrzehnte lang verharmlost der Spiegel systematisch die Klimakrise. Lobenswerterweise druckt er 2024 selbst die entsprechende Analyse des Medienwissenschaftlers Bernhard Pörksen dazu ab. Der attestiert im selben Zuge dann auch, dass sich die Berichterstattung seit 2019 einem realistischen Blick (zumindest in einschlägigen Texten) genähert habe. Danach folgt Monate lang Funkstille: keine Artikel mehr zur Klimakrise. Nicht einmal das drohende Kippen des Golfstroms ist eine Meldung wert. Und dann das: Frauke Rostalski, Mitglied des Deutschen Ethikrats, darf über die Sinnlosigkeit individuellen Engagements für den Klimaschutz schreiben, ohne einen anderen Weg zu weisen.

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Spiegel-Leserbriefe: Der Ignoranz eine Bühne!

Was ist bloß, bei den Leserbriefen im Spiegel los? Die Redaktion bekommt massig Zuschriften und was wählt sie aus? Ignoranz pur.

Da beschreibt Christoph Möllers, Professor für Verfassungsrecht, in einem aufrüttelnden Artikel, wie die Rechten bis hin zur Union auf unsägliche Weise den Rechtsstaat erst diskreditieren, dann politisch unterwandern und ihn schließlich gefügig machen, und dann druckt der Spiegel Leserbriefe dazu ab, die sich mit dem beschriebenen Problem gar nicht befassen. Als ginge es um eine Kleinigkeit und nicht den Kern unserer heutigen gesellschaftlichen Stabilität.

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Die Neu-Auflage der Dolchstoßlegende

Jetzt strickt der Spiegel also auch mit an der Neu-Auflage der Dolchstoßlegende: René Pfister gibt den Linken die Schuld am Aufstieg der Rechten und dem Niedergang der Demokratie. Typisch rechts bedient er sich auch gleich eines unverhältnismäßigen Vergleichs: Er stellt die Absetzung Julia Ruhs derjenigen von Jimmy Kimmel gegenüber. Als wäre das eine nicht ein interner Vorgang in einem Medienhaus, wie es ihn zu Hauf gibt, und das andere nicht von der Regierung herbei geführt und somit die (Selbst-) Unterwerfung der Medien. Im einen Fall will ein Sender journalistische Standards wahren, im anderen erweist ein Medienkonzern vorauseilenden Gehorsam gegenüber einem Möchtegern-Autokraten, wobei nur die Angst vor Umsatzverlusten Kimmel zurück auf den Bildschirm gebracht hat. Das also ist die letzte Verteidigungslinie gegen Gleichschaltung. Na dann, gute Nacht!

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Meinungsfetisch

Der NDR setzt eine Moderatorin ab und viele sehen nun ihre Meinung nicht mehr abgebildet. Um mehr geht es ihnen dabei nicht. Es geht nicht um journalistische Qualität und Arbeit, nicht um haltbare Argumente und belastbare Informationen, nicht um den Abgleich mit anderen Perspektiven, sondern es geht allein darum die eigene Meinung möglichst ungetrübt wiedergegeben zu sehen. Die Sendung von Julia Ruhs war offenbar gerade deshalb so beliebt, weil sie ein Meinungsspektrum bediente, ohne mit Gegenargumenten zu belästigen.

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Wie umgehen mit der AfD?

Wie umgehen, mit der AfD fragte vor kurzem auch Dirk Kurbjuweit im Spiegel? Eine Frage mit der Journalisten seit Jahren ringen, und das immer schon mit dem Vorsatz, bloß keine Normalisierung zuzulassen. Indem man sie auf diese Weise immer besonders behandelt hat, hat man sie allerdings auch zu etwas Besonderem gemacht, um das man sich ganz besonders kümmert – dauernd. Kein Tag und so gut wie kein Artikel mehr bei dem die AfD nicht mindestens im Hintergrund mitläuft. Themensetzung und Diskursausrichtung orientieren sich beinahe durchgehend daran. Mit dem Ergebnis: Man hat die Besonderheit normalisiert. Die Allgegenwart der AfD ist zu einer Normalität geworden, die durch Sonderbehandlung nur an Attraktivität gewinnt. In den Niederungen der langweiligen Normalität, wie sie alle anderen irgendwann einholt, kommt die Partei so niemals an. Der Umgang mit der AfD ist obsessiv geworden, was reichlich Wasser auf ihre Mühlen schwemmt.

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