Schlagwort-Archive: Macht

(Ent-)Gendern: Gesellschaft

Umfassendes Gender-Symbol
Umfassendes Gender-Symbol

Wissenschaftlich, so scheint es, lässt sich die Sache nicht ohne Weiteres entscheiden und sie lässt sich auch nicht ohne Weiteres bearbeiten. Ihrem wichtigsten Instrument, der Sprache, steht die Wissenschaft nicht in kühler Distanz gegenüber. Sie befindet sich damit in enger Verwicklung. Sie kann dokumentieren, was der Fall ist, welche grammatischen Regeln, welche Worte, welche Formulierungen Verwendung finden und auch inwiefern diese einem Wandel unterliegen. Sie kann also Veränderungen der Sprache feststellen — wie sie auch viele ihrer Benutzer bemerken -; eine Zweck-Mittel-Relation herstellen, wie es etwa die Aufgabe einer zweckrational ausgerichteten Wissenschaft im Sinne Max Webers wäre, das vermag sie nicht. Bei dem gegebenen Zweck, sprachlich sollen sich alle Personyn gleichermaßen ansprechen lassen, ohne dass sich dadurch manche zurückgesetzt und wir uns zugleich nicht unserer Sprache beraubt fühlen, kann auch die Wissenschaft nicht angeben, welcher Weg hierfür am ehesten geeignet sein könnte. Geschlechtliche Assoziationen sind derart tief eingeflochten, dass jede ingeniöse Ambition an der Sprache versagt. Sie ist kein bearbeitbares Material, sie arbeitet selbst, sie ist „>lebendige Substanz“< (Hegel: Phänomenologie des Geistes, S. 23).

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Die Religion der anderen ist Aberglauben

– gegengelesen –

Thomas Hobbes: Leviathan (Teil 3)

Thomas Hobbes: Leviathan
Thomas Hobbes: Leviathan

Das Streben nach Macht zählt Thomas Hobbes ungewöhnlicherweise zu den Sitten, also „denjenigen Eigenschaften der Menschheit, die das Zusammenleben“ betreffen. Unser aller Leben sei unentwegt davon geprägt. Während er diesen menschlichen Wesenszug für unausweichlich hält, erscheint ihm eine andere Sitte, die auch gemeinhin als solche angesehen wird, entbehrlich. Dass Religion großen Einfluss ausübt, zumal zu seiner Zeit, bestreitet Hobbes nicht, allerdings sieht er darin keinen notwendigen Rahmen für das Zusammenleben. Vielmehr hält er sie für ein Produkt der Unkenntnis natürlicher Zusammenhänge. Die Menschen nähmen Zuflucht bei der Vorstellung unsichtbarer Mächte, um sich unverstandene, furchteinflössende Geschehnisse zu erklären. Die Religion der anderen ist Aberglauben weiterlesen

Das Verlangen nach Macht

– gegengelesen –

Thomas Hobbes: Leviathan (Teil 2)

Thomas Hobbes: Leviathan
Thomas Hobbes: Leviathan

Einen, wenn nicht den entscheidenden Ausgangspunkt seiner Überlegungen führt Thomas Hobbes in einem Kapitel über Sitten ein – mit dem Titel: „Von der Verschiedenheit der Sitten“ (Kap. 11). Das ist insofern befremdlich, als es weder um Anstandsregeln noch um Gebräuche geht; noch nicht mal die kulturelle Vielfalt, wie sie im Titel des Kapitels durchklingt, spielt eine tragende Rolle. Vielmehr führt Hobbes ohne große Umschweife eine Eigenschaft ein, die seiner Ansicht nach allen Menschen gemeinsam ist. Ein längeres Zitat vom Beginn des Kapitels illustriert den raschen thematischen Übergang von den Sitten zum menschlichen Verlangen und zugleich dessen Herleitung: Das Verlangen nach Macht weiterlesen