Man stelle sich vor, in die EU würden Nahrungsmittel importiert, die mit einem verbotenen Gift behandelt wurden. Was sollte geschehen? Natürlich sollten diejenigen, die es versäumt hatten, das zu verhindern, eine Bestrafung erfahren. Was macht die EU? EU vergisst, sich selbst Lizenz zu entziehen weiterlesen →
Wieder einmal schaffen wir es, eine Gelegenheit nicht einfach nur ungenutzt zu lassen, sondern so zu konterkarieren, dass sie Anreize schafft, die exakt im Gegensatz dazu stehen, was eigentlich angezeigt ist. Die Gaspreise ziehen an und das sorgt in einer noch immer voll und ganz auf billige fossile Energie eingestellten Welt für Turbulenzen. Weil Gas aktuell in Deutschland das Dreifache kostet wie Anfang 2019, fürchten Wirtschaft wie Privatleute den Ruin. Offensichtlich sind viele davon ausgegangen, dass fossile Energie für immer billig bleibt und man sich entsprechend entspannt zurücklehnen kann. Als wüssten wir nicht seit Jahrzehnten, dass der Klimawandel unser aller Wohlstand bedroht und die dafür verantwortlichen Rohstoffe von zweifelhaften Regimen unter zweifelhaften Bedingungen gefördert werden. Gaspreisbremse: Idiotie oder Lobbyismus? weiterlesen →
Shoshana Zuboff: Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus
Shoshana Zuboff: Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus
Gleich zu Beginn stellt Shoshana Zuboff in bester US-amerikanischer Manier klar wer die Guten und wer die Bösen sind: Apple gut, Google böse! Tatsächlich nimmt sie sich dann im Buch hauptsächlich Google und nebenbei ein wenig Facebook und Microsoft vor – mit vielsagender Begründung: Analyse in Hollywood-reifer Dramaturgie weiterlesen →
Carlo Strenger: Diese verdammten Eliten. Wer sie sind und warum wir sie brauchen
Carlo Strenger: Diese verdammten Eliten
Carlo Strenger sieht die „vermeintlich ‚abgehobenen liberalen Eliten‘, um die es in diesem Buch gehen soll, (…) nicht über ihren materiellen Wohlstand definiert“, (S. 10) sondern meint damit eine Menschengruppe, die „liberale und universalistische Ansichten vertritt“ und sich „mit ihren Einkommen im oberen Fünftel der Verteilung“ (S. 11) bewegt. Anders als der Titel verspricht, befasst er sich folglich nicht mit Eliten, zu denen man üblicherweise nur die oberen ein bis zwei, maximal fünf Prozent, jedenfalls Personen mit sehr großem Einfluss zählt. Vielmehr beschäftigt Strenger sich nach eigener Aussage mit der „(oberen) Mittelschicht“ (S. 10). Man beachte die Klammern! Diese Mittelschicht also charakterisiert er kurz mit den üblichen Klischees: hohe Bildung, Mobilität, Individualität und Kreativität; bevor er von Fallbeispielen aus seiner psychotherapeutischen Sitzung berichtet.Liberale Selbstverliebtheit weiterlesen →
Welchem Analysten man auch zuhört, die grundsätzliche Situation hört sich immer gleich an: Der kleine Wladimir hat sich in eine Sackgasse manövriert und die ganze erwachsene Welt überlegt nun, wie man einen Halbstarken davon abhalten kann, sich nicht immer weiter zu verrennen, damit das aufgepumpte Ego sich nicht zu einer Verzweiflungstat gedrängt sieht. Pädagogik auf allerhöchstem Niveau ist gefragt – mit dem klitzekleinen Schönheitsfehler, dass der spätpubertierende Greis über Atmowaffen verfügt. Also packt man den emotional in der Jugend stecken Gebliebenen in Watte und zerbricht sich den Kopf darüber, wie der einigermaßen gesichtswahrend aus der Nummer wieder rauskommt, wobei die weltpolitische Form der Gesichtswahrung an Lächerlichkeit kaum zu überbieten ist, werden hier doch regelmäßig verquere Kompromisse geschlossen, von denen sowieso jede/r weiß, dass sie nur notdürftig Tünche über das großflächige Scheitern selbstverliebter Politiker streichen. Die einzigen, die das als gesichtswahrend empfinden, sind offenbar die Gescheiterten selbst. Jeder normal denkende Mensch, fände es hingegen deutlich erwachsener und ehrwürdiger, das Scheitern einzugestehen, anstatt alle anderen die Konsequenzen dafür tragen zu lassen. Nicht so bei jenen, die sich als Anführer von Nationen aufspielen, denn denen geht es stets nur ums eigene Gesicht, das sie wahren wollen. Weltpolitik als pädagogisches Programm weiterlesen →
Ich kann nicht anders, ich muss mich nun an euch wenden und eure wertvolle Zeit in Anspruch nehmen, denn mich lässt das einfach nicht los und ich fürchte, ich bin damit nicht allein. Das erste Signal, das die Grünen aus den Koalitionsverhandlungen senden, ist ein neoliberales: Die Aufspaltung der Bahn! Nix gelernt von rot-grün? weiterlesen →
Zum Abschluss ihrer Regierungszeit zeigt die Union nochmal ihr übliches Vorgehen: Oberste Priorität hat der Schutz von überholten Geschäftsfeldern, so lange sie über eine schlagkräftige Lobby verfügen. Diesmal sind es mal wieder die Landwirte, die vor der Realität des Marktes geschützt werden müssen, auch wenn dafür Arten sterben müssen. Union will immer so weitermachen weiterlesen →
John Locke unterscheidet politische Macht von derjenigen des Vaters über seine Kinder oder von derjenigen eines Herrn über seine Diener und Sklaven. Diese verschiedenen Formen der Macht gleichzusetzen, wirft er dem seinerzeit einflussreichen Robert Filmer vor. Anders als dieser leitet Locke politische Macht nicht aus väterlicher ab, sondern sieht in ihr eine andere Ausgangslage, weil sich hier auch Menschen gleichen Alters und gleichen Rangs gegenüberstehen. Politik muss die Beziehungen aller Menschen zueinander regeln, nicht nur jene, die sich ohnehin schon durch Ungleichheit auszeichnen. Locke sieht deshalb darin in erster Linie ein Rechtsverhältnis:
Der chilenische Sozialwissenschaftler Cristobál Roviro Kaltwasser hat eine Studie über Reiche durchgeführt. Diese leben zunehmend segregiert und bleiben unter sich, was zu einer „verschobene Wahrnehmung“ führt:
„Sie glauben, dass alles bestens ist. Für sie selbst funktioniert ja alles. Und keiner in ihrem Umfeld sagt ihnen, dass es nicht so ist.“
Die erste seiner Zwei Abhandlungen über die Regierung widmet John Locke einer Widerlegung von Robert Filmer. Dieser hatte seine letzten Lebensjahre damit verbracht, mit Hilfe der Bibel zu begründen, weshalb dem Absolutismus Vorrang gebühre gegenüber jedwedem Parlamentarismus. Allerdings war Filmer bereits 36 Jahre tot, als Locke ihn so wortreich kritisiert. Angesichts dessen kann man sich die Frage stellen: Weshalb schreibt ein angesehener Philosoph so vernichtend, teilweise geradezu ehrenrührig über jemanden, der sich der Kritik nicht mehr aus eigener Kraft zu erwehren vermag?