Was für eine Abfolge! Jahrzehnte lang verharmlost der Spiegel systematisch die Klimakrise. Lobenswerterweise druckt er 2024 selbst die entsprechende Analyse des Medienwissenschaftlers Bernhard Pörksen dazu ab. Der attestiert im selben Zuge dann auch, dass sich die Berichterstattung seit 2019 einem realistischen Blick (zumindest in einschlägigen Texten) genähert habe. Danach folgt Monate lang Funkstille: keine Artikel mehr zur Klimakrise. Nicht einmal das drohende Kippen des Golfstroms ist eine Meldung wert. Und dann das: Frauke Rostalski, Mitglied des Deutschen Ethikrats, darf über die Sinnlosigkeit individuellen Engagements für den Klimaschutz schreiben, ohne einen anderen Weg zu weisen.
Archiv der Kategorie: Klimawandel
Autoindustrie macht sich und uns etwas vor
Schon wieder! Wir sind ja schon einiges gewohnt: unrealistische Verbrauchswerte, Betrug bei den Abgaswerten, Festhalten an veralteten Antriebstechnologien bei gleichzeitigem Verschlafen der Umstellung auf zukunftsweisende, Lobbying für Abwrackprämien und Umsatzgarantie für fortwährende Klimaschädigung. Und jetzt? Nach über zehn Jahren Plug-in-Hypriden kommt man mal auf die Idee, einen Realitätscheck zu machen! Siehe da: Die Fahrzeuge stoßen genau so viel CO2 aus wie reine Verbrenner, weil sie fünf Mal weniger elektrisch angetrieben unterwegs sind als von den Herstellern angenommen und aufgrund der zweiten Antriebstechnologie mehr wiegen. Der einzige Bereich der Autoindustrie, der hohe Professionalität aufweisen kann, ist offenbar die Münchhausen-Abteilung: sich und vor allem anderen etwas vormachen, das können sie.
Pröksens halbierte Spiegel-Analyse zur Klimakrise
Hallo Herr Pörksen, hallo Spiegel-Redaktion,
Vielen Dank für Ihre Analyse der Klimaberichterstattung des Spiegel! Trotz aufmerksamer Lektüre des Magazins ist mir die von Ihnen angesprochene Wende zu ernsthaftem Klimajournalismus 2019 entgangen. Tatsächlich gibt es mittlerweile (ansonsten würde man sich auch komplett lächerlich machen) aufrüttelnde Artikel über die wirklichen Verhältnisse und nicht mehr nur Verharmlosung. Letztere pflegt der Spiegel nichtsdestotrotz weiterhin fleißig. Vielleicht nicht mehr unmittelbar in Artikeln zu Klimakrise, dafür bei nahezu allen anderen Themen.
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Der rechenschwache Journalismus
Hallo Herr Thiel, hallo Spiegel-Redaktion,
Ja klar, wenn Maurizio Azzaro behauptet, wie Sie schreiben, dass der ökologische Fußabdruck der 5000 km Luxus-Kreuzfahrt nur „minimal“ sei und die Ottonormalbürger-Kreuzfahrten nach Grönland das „wirkliche Problem“, dann lasst die Reichen weiterhin zum Pol der Unzugänglichkeit cruisen. Vielleicht erinnert sich die eine oder der andere daran, dass Kreuzfahrten generell mal zum allergrößten Luxus gehörten, wie Urlaub anno dazumal überhaupt, und beides heute zum Standardprogramm der Mittelklasse zählt. Der Triggle-Down-Effekt, dessen segensreiche Wirkung die liberale Wirtschaftstheorie stets beschwört, kommt nirgends deutlicher zum Ausdruck als beim Reisen. Die Menschen reisen immer mehr, immer weiter, immer aufwendiger, immer zerstörerischer. Sehenswürdigkeiten und Natur müssen längst vor den Massen geschützt werden. Overtourism, wohin das Auge blickt.
Klima-Angst ist kein Wohlstandsphänomen

Immer wieder wurde und wird behauptet, die Sorge um den Klimawandel sei ein Wohlstandsphänomen, weil arme Leute größere Propleme hätten als solcherlei scheinbar ferne. So wird sogar in Deutschland für die ärmere Bevölkerung argumentiert, obwohl diese im internationalen Vergleich nicht von absoluter Armut betroffen ist. Eine Studie der Münchner Sicherheitskonferenz zeigt aber nun, dass insbesondere in Brasilien und Südafrika die Entwicklung als bedrohlich wahrgenommen wird. Weniger Sorge bereitet der Klimawandel ausgerechnet in jenen Ländern, die am meisten zu ihm beitragen: China und USA. Klima-Angst ist kein Wohlstandsphänomen weiterlesen
Die wirkungsloseste Regierung aller Zeiten
– 10 %..
Plötzlich tritt die Bundesregierung als Vorkämpfer des Klimaschutzes auf und will 10 Prozentpunkte mehr CO2 einsparen. Als wäre es nicht ihr Klimaschutzgesetz gewesen, welches das Verfassungsgericht als unzureichend eingeordnet hat. Mit diesem Gesetz war die Regierung eben nicht als Vorkämpfer aufgefallen, sondern hat wieder einmal nicht mehr getan als man ohnehin zugestehen musste. Verhielt sie sich schon damals wie ein juristisch gut vertretener Verbrecher, der immer genau so viel zugibt, wie ihm nachgewiesen werden kann, so folgt sie nun erneut diesem Muster: Sie bringt Nachbesserungen auf den Weg, die unvermeidlich sind. Die wirkungsloseste Regierung aller Zeiten weiterlesen
Klimaschutz scheitert nicht an der Bevölkerung
Einer Studie des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP: United Nations Development Program) zu Folge sehen 64% aller Befragten im Klimawandel einen globalen Notfall („global emergency“). In dieser größten Umfrage zum Klimawandel wurden 1,2 Millionen Menschen in 50 Ländern befragt.
